Warum die meisten Unternehmen an ihren Zielgruppen vorbei kommunizieren und wie wir Kaufentscheidungen wirklich treffen

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Warum die meisten Unternehmen an ihren Zielgruppen vorbei kommunizieren und wie wir Kaufentscheidungen wirklich treffen
von
Peter Busse
12
min
January 25, 2023
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Zusammenfassung
  • Das dynamische Marktumfeld sorgt für einen enormen Wettbewerbs- und Innovationsdruck und macht vielen Unternehmen schwer zu schaffen.
  • In einem wettbewerbsintensiven und hoch-fragmentierten Umfeld ist es essenziell, ein tiefgründiges Verständnis menschlicher Bedürfnisse und Verhaltensweisen zu entwickeln.
  • Bei einer Kaufentscheidung geht es im Kern um die Bewertung von Alternativen hinsichtlich des zu erwartenden Nutzens sowie möglicher Risiken. Entgegen weitläufiger Meinung handelt es sich hierbei um einen hochgradig emotionalen Prozess.
  • In der Kommunikation vieler Unternehmen fehlt der emotionale Bezug zum Kunden. Erst wenn es gelingt, durch authentische Markenkommunikation Bedarf und Resonanz zu erzeugen, werden sich die Wunschkunden zu einer Entscheidung inspirieren lassen.
  • Das gelungene Zusammenspiel aus Branding und Marketing unter Berücksichtigung psychologischer und neurologischer Erkenntnisse erhöht die Wirksamkeit der Markenkommunikation drastisch.

Das komplex-dynamische Umfeld macht vielen Unternehmen schwer zu schaffen. Die Fähigkeit, sich an verändernde Bedingungen anzupassen, ist wichtiger denn je. Denn: Die Vielzahl an Alternativmöglichkeiten (Wettbewerber) und die Unmengen an Informationen, die uns als Konsumenten zur Verfügung stehen, sorgen für dichte und hochfragmentierte Nachfragermärkte. Um in diesem Umfeld überleben zu können, bedarf es ein hohes Maß an Dynamikrobustheit: Unternehmen müssen in der Lage sein, auf Überraschungen zeitgerecht und adäquat zu reagieren.

Der Wandel ist die einzige Konstante.

Eine dieser Überraschung, mit der viele professionelle Dienstleister noch immer überfordert sind, ist die Tatsache, dass Marketing zur Kernkompetenz werden muss, um trotz intensivem Wettbewerb und daraus resultierendem Innovationsdruck, die richtigen Kunden verlässlich für sich zu gewinnen. Nur den Unternehmen, denen es gelingt, den Wert der eigenen Angebote für die richtigen Menschen ersichtlich und einfach zugänglich zu machen, haben eine realistische Chance, als Option in Frage zu kommen. Die Zeiten, in denen sich Produkte mit hoher Qualität von selbst vermarkten, sind in den meisten Märkten vorbei.

Selbst Unternehmer aus vertriebslastigen Branchen, die trotz geringfügigen oder gar keinen Marketingaufwänden bis heute erfolgreich waren/sind, müssen immer häufiger feststellen, dass es ohne eigene Marketingfunktion immer schwieriger wird, verlässlich neue Kunden zu gewinnen und bei bestehenden Kunden in Erinnerung zu bleiben.

Die Besten der Besten haben allerdings schon länger erkannt, dass im Marketing der größte Hebel des Unternehmenserfolgs verborgen liegt.

Der Wettbewerb und die von ihm ausgehende Menge an kommunizierten (Alternativ-)Angeboten ist schlicht zu groß, um sich nicht aktiv um die Sichtbarkeit, Auffindbarkeit und Wiedererkennbarkeit des Unternehmens und seiner Angebote zu kümmern. Auch die bestehende "Mund-zu-Mund-Propaganda" darf nicht länger Ausrede für unprofessionelles oder halbherziges Marketing sein. Vielmehr sollte den Herausforderungen und Potenzialen der (digitalen) Transformation mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden, um zu entscheidenden Einsichten für den Transformationsbedarf des eigenen Unternehmens zu gelangen. Geschäftsinhaber sind gefragt, Antworten auf die Frage zu finden, welche Bedeutung der Marketingfunktion im ihrem Kontext zukommt und wie die Vermarktung konkret gestaltet werden muss, um die richtigen Menschen verlässlich und mit überschaubaren Kosten als Kunden zu gewinnen.

"Business has only two basic functions - marketing and innovation."
— Peter F. Drucker

Studien sprechen davon, dass Tag für Tag zwischen 10.000 und 13.000 Werbebotschaften auf uns einprasseln. Nur einen Bruchteil davon nehmen wir überhaupt bewusst war und noch weniger landet in unserem Gedächtnis. Die Digitalisierung verändert grundlegend wie wir kommunizieren und interagieren. Und damit auch wie wir Kaufentscheidungen treffen. Nur die wenigsten Unternehmer sind sich diesen Dynamiken wirklich bewusst.

Das komplex-dynamische Umfeld macht es erforderlich, sich genauer mit der Funktionsweise menschlicher Kauf- und Entscheidungsprozesse zu befassen. Wer zu seinen Ziel- und Bedarfsgruppen durchdringen möchte, ist gefordert, ein tiefgründiges Verständnis menschlicher Bedürfnisse und Verhaltensweisen zu entwickeln. Auf Basis fundierter Theorien können Unternehmen trotz des vielen Lärms und des intensiven Wettbewerbs, zu ihren Ziel- und Bedarfsgruppen durchdringen und sie mit ihren Botschaften und Angeboten erreichen. Erst wenn das Kaufverhalten und die damit verbundenen Bedürfnisse der Kunden verstanden werden, kann Marketing den Kaufentscheidungsprozess gewinnbringend beeinflussen.

Und erst dann erfüllt Marketing seine Funktion: die richtigen Menschen werden mit den richtigen Inhalten über die richtigen Kanäle erreicht und zu einer Kaufentscheidung inspiriert.

Worum geht es uns bei einer Kaufentscheidung?

Bei der Frage, ob wir etwas kaufen oder nicht kaufen sollten, wägen wir grundsätzlich ab zwischen

  1. dem Nutzen, den wir von dem Produkt oder der Dienstleistung erwarten auf der einen Seite und
  2. dem Risiko eine Entscheidung zu treffen, die wir (auf Grund des zu zahlenden Preises) später bereuen könnten auf der anderen Seite.

Übersteigt der erwartete Nutzen den zu zahlenden Preis und die damit verbundenen Kosten, kommt es zu einer Kaufentscheidung.

Ist es wirklich so einfach?

Nein. Unsere Entscheidungsfindung unterliegt einer Reihe kognitiver Verzerrungen und ist stets von unseren emotionalen Bewertungen abhängig. Jede einzelne Entscheidung wird maßgeblich beeinflusst durch die vorherrschenden emotionalen Bedürfnisse, die wir zu stillen bemüht sind, um zu überleben. Das macht Entscheidungen anfällig für Irrationalität.

Drei Beispiele und passende Tipps zum Umgang mit kognitiven Verzerrungen (Biases):

Reueaversion: "Besser nichts tun, als zu verlieren."

Bei der Abwägung zwischen Nutzen und Kosten kann es schnell passieren, dass die Angst vor einer Fehlentscheidung überwiegt. Aus Angst, eine getroffene Entscheidung später zu bereuen, treffen wir lieber keine Entscheidung. Das führt regelmäßig dazu, dass wir bereits getroffene Entscheidungen durch weitere irrationale Entscheidungen zu legitimieren versuchen, um das Gefühl der Reue zu vermeiden. Auch bei der Entscheidung, in die Entwicklung der Marke zu investieren, kann die Angst vor der Reue mit im Spiel sein. Eine Investition zu tätigen, erfordert eine aktive Entscheidung, während das Nicht-Investieren ohne Entscheidung auskommt. Die Veränderung des Markenbildes birgt immer auch Risiken und verhindert daher häufig, dass wichtige Veränderungen angegangen werden. (eng. Regret Aversion Bias)

Tipp: Mache dir nicht nur bewusst, welche Konsequenzen bzw. Kosten damit verbunden sind, eine Entscheidung zu treffen, sondern auch, was es dich kostet, nicht zu entscheiden.

Verlustaversion: "Lieber nicht gewinnen, als zu verlieren."

Nicht der Gewinn oder die Belohnung, den wir durch den Kauf erlangen, sondern das Risiko, durch die Entscheidung etwas zu verlieren bzw. einen Fehler zu machen, stehen im Vordergrund. Die Vorstellung eines möglichen Verlusts schmerzt uns mehr, als und die Aussicht auf Gewinn Freude bereitet. Die Verlustaversion (eng. Loss Aversion Bias) führt zu verpassten Chancen und irrationalen Entscheidungen.

Tipp: Erstelle bei wichtigen Entscheidungen eine Pro-Kontra-Liste, durch die Du dir die Argumente vor Augen führst. Die Gegenüberstellung richtet den Blick auf die rationalen Argumente und kann dir helfen, die Gewichtung der Argumente zu hinterfragen.

Geldwertillusion: "Geld ist Geld!"

Die Geldwertillusion lässt uns in dem Glauben, dass der Wert des Geldes gleich bleibt. Die meisten Währungen sind jedoch inflationären Tendenzen ausgesetzt, d.h. die Kaufkraft des Geldes nimmt stetig ab. Wir unterschätzen den Verlust durch Inflation und gehen davon aus, dass der Geldwert gleich bleibt. (eng. Money Illusion)

Tipp: Sei dir der Inflation und ihrer Wirkung bewusst, indem Du dir regelmäßig vor Augen führst, welchem Wertverlust Du ausgesetzt bist. Überlege dir vor diesem Hintergrund, wann Du welche Investitionen am besten tätigen solltest.

Emotionen als treibende Kraft unserer Kaufentscheidungen

Die vorgestellten Verzerrungen machen deutlich: der Prozess der Abwägung erfolgt weitestgehend unbewusst und wird vor allem durch die emotionale Interpretation der wahrgenommenen Informationen bestimmt. Irrationalität ist in unserer Natur angelegt. Genauso natürlich sind wir stets bemüht, unsere Vernunft bestmöglich zu unserem Vorteil einzusetzen. Die Argumente erschließen sich uns allerdings meistens erst nachdem wir uns unbewusst bereits für bestimmte emotionale Bedürfnisse entschieden haben. Wir rationalisieren unsere Entscheidungen, nachdem wir innerlich bereits entschieden sind. Unsere freie Wahl ist beschränkt durch das, was unsere emotionalen Bedürfnisse erfordern und zulassen.

Anders als ein Tier kann der Mensch sich seines Verstandes bedienen. Er hat ein Konzept von sich selbst und ist in der Lage, sich in seinen Reaktionen auf die Reize in seiner Umwelt zu beobachten (reflektieren). Dadurch kann er zu Einsichten und Erkenntnissen gelangen, die möglicherweise Einfluss auf seine zukünftigen Entscheidungen üben.

Über die innere Stimme in unserem Kopf spricht die Vernunft und unser Gewissen Warnungen an uns aus, weist uns auf mögliche Chancen und gefährliche Inkohärenzen hin. Diese Stimme hat somit Einfluss auf unsere Entscheidungen. Die Entscheidung selbst treffen wir letztlich jedoch immer zur Befriedigung unserer emotionalen Bedürfnisse und damit zur Sicherung unseres Überlebens. Der Mensch greift dabei auf die in ihm evolutionär angelegten Bewältigungsstrategien sowie auf seine individuellen Prägungen und Konditionierungen zurück. Nicht immer passen die in uns angelegten und stabilisierten Muster zu den Anforderungen unserer Umwelt. Das ist der Grund, warum wir uns selbst und vor allem andere immer wieder dabei beobachten können, wie wir/sie Entscheidungen treffen, die mal mehr und mal weniger offensichtlich nicht den rationalen Argumenten entsprechen.

Der Entscheidungsprozess im Gehirn lässt sich vereinfachend auf 2 Systeme verteilen: das limbische System und das kortikale System.

Implizite Entscheidungen: Der Autopilot

Der Autopilot übernimmt den Großteil der Arbeit während eines Fluges. Der Pilot (das explizite System) verlässt sich auf den Autopiloten (das implizite System) und bewältigt die komplexeren Aufgaben wie die Landung und den Start. Er schont seine Energie, um sich den wichtigeren Aufgaben widmen zu können.

Das limbische System ist verantwortlich für die Regulierung unseres Affekt- und Triebverhaltens und fungiert als “Entscheider” (System 1, “schnelles Denken”). Das limbische System ist ein großes Netzwerk verschieden großer Hirngebiete, das für bewusstes, unbewusstes oder intuitives Verhalten verantwortlich ist. Es umfasst auch unser Motivations- und Belohnungszentrum und kann als eine Schaltstelle zwischen Umweltgegebenheiten und Verhalten gesehen werden, die durch unsere Bedürfnisse moduliert wird. Es dient dazu, neue Verhaltensweisen und Erfahrungen kritisch auszuwerten und diese – wenn sinnvoll und zielführend – positiv zu bewerten, zu belohnen, zu verstärken und zu konditionieren, um Lernen zu ermöglichen. Die Hauptaufgabe dieser Schaltstelle liegt somit in der Bewertung von Umweltreizen, der Antizipation belohnender und bestrafender Reize und in der Regulation aufsuchenden und meidenden Verhaltens.

Explizite Entscheidungen: Der Pilot

Der Pilot unterstützt uns in entscheidenden und überlebenswichtigen Fragen. Ohne ihn wären wir als Menschenrasse niemals so weit gekommen. Er stellt Zusammenhänge her, analysiert und erklärt, was er beobachten kann. So können Chancen und Risiken rechtzeitig erkannt und genutzt werden. Hätte der Pilot jedoch keinen Autopilot wäre er hilflos verloren und maßlos überfordert.

Das kortikale System bildet die biologische Basis unseres Gedächtnisses und ist als “Berater” für das Speichern und Verarbeiten von Informationen sowie für zielorientiertes Handeln und die Entstehung von Gefühlen verantwortlich (System 2, “langsames Denken”). Es verarbeitet Emotionen, indem es sie in das Gesamtbild integriert und Schlüsse für die beste Handlung zieht. Emotionale Reize die im limbischen System entstehen, werden hier in bewusste Gefühle umgewandelt.

Eigene Darstellung in Anlehnung an [3], S. 60

Alles unter Kontrolle – Die Illusion vom rationalen Handeln

Die meisten Menschen sind noch immer überzeugt davon, bewusste und rationale Entscheidungen zu treffen. Sie gehen davon, ihr Denken und Handeln weitestgehend bewusst kontrollieren zu können. Durch weitreichende Forschung wissen wir jedoch, dass unsere Entscheidungen hauptsächlich den emotionalen und unbewussten Vorgängen der Informationsverarbeitung in System 1 entspringen. Dies bezieht sich sowohl auf die Aufnahme, Beurteilung und Speicherung als auch auf den Abruf von Informationen. Das limbische System hat gegenüber dem rationalen kortikalen System stets das „erste und das letzte Wort“.

Entgegen der eigenen Wahrnehmung ist System 1 hauptverantwortlich für unsere Bewertungen und Entscheidungen. Die Entscheidungen, die wir treffen, sind immer überwiegend unterbewusst und emotional bedingt.

Nur wenige Unternehmer sind sich diesen fundamentalen Zusammenhängen bewusst. Noch weniger Unternehmen gelingt es, diese Erkenntnisse konsequent umzusetzen. Die Bemühungen im Marketing sind von vornherein geringfügig kundenzentriert: sie entsprechen zwar den Vorstellungen des Unternehmens, wie das Produkt oder der Service verkauft werden sollen, aber eben nicht ...

  1. der Art und Weise wie Menschen tatsächlich (Kauf-)entscheidungen treffen und
  2. welchen Einfluss die digitale Welt auf diese Prozesse hat.

Man kann es jedoch niemandem verübeln. Verantwortlich für diese beschränkte Sicht auf das menschliche Wesen ist das Menschenbild des 'homo oeconomicus', das bis heute weit verbreitet ist und die Geister trübt.

Die Folgen mangelnder Kundenzentrierung für Geschäft und Marke

Das führt zu einer Reihe an Missverständnissen, denen wir in der Praxis immer wieder begegnen:

  • Unternehmen bieten keine personalisierten Angebote an, die auf die individuellen Bedürfnisse und Wünsche ihrer Kunden abgestimmt sind.
  • Unternehmen machen stattdessen Werbung für ihre Angebote, und haben dabei primär sich und das Angebot selbst – und nicht den Kunden – im Blick.
  • Unternehmen betreiben Marketing, indem sie “rationalen Menschen” Informationen zu ihren Angeboten bereitstellen.
  • Unternehmen suchen ihre Marketingkanäle danach aus, was gerade im Trend ist, statt eine auf die Kunden gerichtete Kombination an digitalen und analogen Kanälen zu wählen, mit der man die Kunden tatsächlich erreicht.
  • Unternehmen liefern keine öffentlich zugängliche Antworten auf zentrale sowie kritische Fragen rund um das Angebot. Potenziellen Kunden fehlt es an Transparenz und Vertrauen in Bezug auf ihre Produkte und Dienstleistungen.
  • Die Kommunikation schafft nicht die richtigen emotionalen Eindrücke und ist nicht auf die Lebenswelt der Zielkunden ausgerichtet.
  • Unternehmen haben keine klare und ansprechende Markenpositionierung, die sich durch ein klares Werteversprechen äußert, für das man bekannt ist und das sich von der Konkurrenz abhebt.
  • Es existiert kein einheitliches Markenbild, das dafür sorgt, dass die Markenkommunikation einen konsistenten und kohärenten Eindruck hinterlässt und somit beim Betrachter im Gedächtnis bleibt.
  • Unternehmen haben keine ausreichende Präsenz in den sozialen Medien und interagieren nicht ausreichend mit ihren Kunden.
  • Unternehmen haben keine effektive Kundenbindungsstrategie, um bestehende Kunden zu halten und zu loyalen Kunden zu machen.

All diese Punkte haben gemeinsam, dass der emotionale Bezug zum Kunden fehlt. Erst, wenn es uns gelingt, einen solchen Bezug (Resonanz) herzustellen, können wir die Kaufentscheidung der Zielgruppen wirksam beeinflussen.

Wirksames Marketing basiert auf psycho­logischen und neuro­wissenschaftlichen Zusammen­hängen und hat die emotionalen Bedürfnisse der Kunden im Blick

Marketing muss kein Hokuspokus sein. Wer sich den verfügbaren Erkenntnissen bedient und bereit ist, die Zusammenhänge in ihrer Komplexität zu erschließen, dem steht die Zukunft offen.

Wer sich oder andere für überwiegend rational denkende und bewusst entscheidende Wesen hält, wird es hingegen schwer haben, den Bezug zum Kunden herzustellen und Vertrauen aufzubauen.

In der analogen Welt fällt das vielen Menschen leichter als im Rahmen des Online-Marketings, wo Marktschreier und Scharlatane großen Einfluss üben und den Anschein erwecken, Kommunikation könne dort nur auf diese Weise erfolgreich sein.

Wer sich seinen intuitiven Menschenkenntnissen bedient und sie um die zentralen Erkenntnisse aus Psychologie und Neurowissenschaft ergänzt, hat gute Chancen, sich trotz der hohen Marktdichte durchzusetzen und genau die richtigen Menschen für seine Angebote zu gewinnen.

Wird man sich der Bedeutung von Emotionen bewusst, so ergeben sich daraus neue Herausforderung und Potenziale für die Entwicklung von Marke und Geschäft.

Für professionelle Dienstleistungsunternehmen rücken zwei Funktionen durch die hier dargelegten Zusammenhänge in den Fokus, die wir im Folgenden genauer beleuchten wollen.

1. Branding: eine verbindende Identität führt zur strategischen Positionierung

Fokus: System 1

ZweckCreate the story!

Um Resonanz im Außen zu erzeugen, braucht es zunächst eine verbindende Identität im Inneren der Organisation. Auf dieser Basis wird gemeinsame Wertschöpfung und Entwicklung erst möglich. Die organisationale Identität stellt sicher, dass es ein geteiltes Verständnis von Kommunikation und Qualität gibt und jeder in der Lage ist, sich mit seinen Fähigkeiten und Talenten gewinnbringend einzusetzen.

Erst wenn die Kommunikation auf allen Kanälen und das Verhalten aller Beteiligten ein konsistent sind, ergibt sich die angestrebte Erlebnis- und Ergebnisqualität für den Kunden.

Konsistenz erhöht die Wahrscheinlichkeit, wahrgenommen und abgespeichert zu werden. Konsistenz alleine reicht aber nicht aus. Um Resonanz hervorzurufen, braucht es emotional bewegende Botschaften und Inhalte, die im richtigen Moment und am richtigen Ort, die richtigen Menschen erreichen. Es geht um Personalisierung, Individualisierung und Kontextbezug.

Um eine strategische Positionierung als Marke zu erreichen, müssen die Emotions- und Lebenswelten der Kunden in den Blick genommen werden, um sie mit der Identität in Einklang zu bringen. Dann können das Verhalten aller Beteiligten sowie die Kommunikation über alle Kanäle konsequent danach ausgerichtet werden.

Die Markenpositionierung ist die Basis deines Geschäftserfolgs.

Vor dem Hintergrund der neuropsychologischen Erkenntnisse zum Thema Markenbildung und der Bedeutung des limbischen Systems, kommen drei Aspekten besondere Bedeutung zu:

  1. Markendesign: Ob man sich eine Marke merkt, sie wieder vergisst oder gar nicht erst bemerkt, lässt sich nicht vorhersagen, aber definitiv beeinflussen. Mit gehirngerechten Brand Codes, die eine hohe Wiedererkennbarkeit vorweisen und sich über mehrere Sinneskanäle wahrnehmen lassen, schaffen wir die Grundlage für effektives Marketing.
  2. Markenführung: Ein Identitätssystem, welches auch ein Designsystem umfasst, ist die Grundlage, um proaktiv sicherzustellen, dass Konsistenz und Kohärenz durch Verhalten und Kommunikation gewahrt bleiben. Erst wenn alle Beteiligten Klarheit darüber haben, wer sie sind, was sie zusammenhält und wo sie gemeinsam hin wollen, scheitert man an der Durchsetzung der Positionierung. Marken entstehen durch verlässliche Wertschöpfung.
  3. Markeninnovation: Steuerung und Kontrolle versagt bei zu hoher Komplexität. Um Innovationen hervorzubringen, die das Potenzial haben, die Marke bekannt zu machen, müssen alle Beteiligten ihre Beobachtungen, Erkenntnisse und Ideen miteinander in den Austausch und in die Umsetzung bringen. Komplexität kann da genutzt werden, wo immer es gelingt, die schwachen Signale sinnvoll zu verdichten. Auf komplexe Probleme kann man nur mit Kreativität und Vielfalt wirkungsvoll reagieren.
„Only variety can absorb variety.“
— W. Ross Ashby

2. (Content) Marketing: Wecke Bedarf, beantworte alle Fragen und biete Unterstützung bei der Entscheidungsfindung

Fokus: System 2

Zweck: Tell the story!

Die meisten Unternehmen bedienen ausschließlich den Verstand und stoßen deswegen auf “kalte” und verschlossene Menschen, denen sie häufig dennoch zwanghaft etwas verkaufen wollen.

Haben wir hingegen echte Resonanz durch authentische Kommunikation geschaffen, sind wir in der Lage, die Aufmerksamkeit unserer Ziel- und Bedarfsgruppen zu gewinnen. Das gibt uns die Gelegenheit, ihnen relevante und somit wertvolle Informationen zu liefern, die sie auch rational davon überzeugen, dass es sich lohnt, mit den Angeboten zu beschäftigen. Auf die Reihenfolge kommt es an: zunächst gilt es emotional ansprechend zu sein, dann geht es darum rational zu überzeugen.

Umso mehr Risiken und Konsequenzen eine Kaufentscheidung mit sich bringt, desto wichtiger ist es, auch den Verstand des Kunden zu bedienen. Unsere Aufgabe ist es, den Interessenten genau die Argumente zu liefern, die sie brauchen, um ihre emotionale Bewertung für sich begründen zu können.

Ist das Bewusstsein für bestimmte Probleme geschaffen, dessen Lösung die Dienstleistung verspricht, kann dem Kunden dabei geholfen werden, den Wert der Angebote für sich zu erkennen. Bei der Vielzahl der Alternativen erweist man potenziellen Kunden einen großen Dienst bereits darin, neue Zusammenhänge, Perspektiven, Möglichkeiten sowie konkrete Vorteile einer möglichen Lösung aufzuzeigen. Wie schade wäre es, wenn die Menschen, denen sich Dein Unternehmen verschrieben hat, den Wert der Angebote nicht entdecken oder nicht erkennen würden?

Zu viele Dienstleister, die echte Qualität zu bieten haben, überlassen es dem Zufall, dass regelmäßig Menschen vom Wert der Angebote erfahren, die bisher noch nicht in den Genuss und auch nicht in Kontakt gekommen sind. Auch hier greift häufig die emotionale Entscheidungsfindung: nur wenige Geschäftsinhaber sind bereit sich unterstützen zu lassen. Insbesondere wenn es um die Vermarktung geht, werden viele Gründe gefunden

Es geht nicht darum, stumpfe Werbung und Selbstpromotion zu betreiben. Warum nicht? Weil es nicht darum geht, denjenigen etwas zu verkaufen, die weder potenziell Bedarf noch akutes Interesse haben. Ziel des wert-basierten und markenkonformen Marketings ist es,

  1. die Menschen kommunikativ zu erreichen, denen das Unternehmen mit seinen Produkten und Dienstleistungen am besten helfen kann.
  2. den Nutzen und damit den Wert der Angebote für potenzielle Kunden erkennbar zu machen.
  3. einen möglichst einfachen Zugang zu den Angeboten zu gewähren.
  4. als einzigartige Marke und beste Option in Erinnerung zu bleiben.

Das erfordert Ängste, Sorgen und Zweifel zu erkennen, offen anzusprechen und wo möglich ausräumen. Relevante und sensible Fragen, mit denen sich der Kunde auf seiner Customer Journey auseinandersetzt, sollten identifiziert und frühzeitig beantwortet werden. So kann Transparenz und in Folge Vertrauen entstehen. Muss der Kunde hingegen zu lange nach Informationen suchen oder wird er gar nicht erst fündig, ist das meist das Ende seiner Reise und im schlimmsten Fall der letzte Kontakt mit dem Unternehmen.

Neue Herausforderungen und Potenziale: Werde vom professionellen Dienstleister zur einzigartigen Marke

Erstklassige Dienstleistungsunternehmen zeichnen sich dadurch aus, dass sie ihre Kunden dort abholen, wo sie gedanklich stehen, ihren Bedarf wecken und sie im Rahmen ihrer Kaufentscheidung bestmöglich unterstützen. Zu den Gewinnern werden die Unternehmen zählen, die ihr Werteversprechen bereits vor dem ersten Kontakt einlösen und realen Nutzen, echte Substanz und Einzigartigkeit zu bieten haben. Um aber überhaupt zu den richtigen Menschen durchzudringen bzw. bei ihnen stattzufinden, braucht es emotionale Bezüge, durch die eine bewusste Auseinandersetzung mit den Angeboten oder Inhalten angeregt wird. Das Zusammenspiel und die Integration von Branding und Marketing (Brand Marketing) ist daher von großer Bedeutung.

Der erste Schritt besteht meist darin, sich den Herausforderungen bewusst zu werden und neue Potenziale für Geschäft und Marke zu entdecken. Neue Perspektiven auf die Dynamiken unserer Zeit, die Bedürfnisse der Kunden und die Entwicklung des Marktes, sind wichtig, um anpassungsfähig zu bleiben.

In Rahmen der Zusammenarbeit mit Qualitätsdienstleistern, die noch stärker für das gesehen werden wollen, was sie bei bestehenden Kunden bereits einzigartig macht, beleuchten wir gemeinsam die verfügbaren Ressourcen und Talente und stellen erste Verknüpfungen zwischen der Identität und den Intentionen der Zielgruppen her. Mit Blick auf die digitalen Möglichkeiten zur Marken- und Geschäftsentwicklung identifizieren wir Engpässe und skizzieren Entwicklungspfade, um die Zukunftsfähigkeit zu sichern.

Literaturverzeichnis

[1] Schnelles Denken, langsames Denken. Daniel Kahneman. (2012)

[2] Think Limbic!. Hans-Georg Häusel. (2000)

[3] Wie Werbung wirkt – Erkenntnisse des Neuromarketing. Scheier, C./Held, D. (2006)

Wie wir Dich auf dem Weg vom Qualitätsdienstleister
zur einzigartigen Marke unterstützen können:
  1. Business & Brand Discovery: Wir schaffen Klarheit im Innen und im Außen. Aus einem geteilten Verständnis von Wertschöpfung und Dynamik erwachsen neue Möglichkeiten, um miteinander zu lernen und zu leisten.
  2. Business & Brand Strategy: Um die richtigen Menschen für die Marke zu gewinnen und die Zukunftsfähigkeit des Geschäfts zu sichern, sorgen wir für unverwechselbare Angebote, kundenzentrierte Wertschöpfung und effektive Vermarktung.
  3. Business & Brand Evolution: Auf Basis der radikal kundenzentrierten Strategie befördern wir nachhaltiges Wachstum durch die Entwicklung menschlicher Potenziale, digitaler Lösungen und dynamikrobuster Strukturen.

Wenn Du bereit bist, buche Dir einen Termin für ein kostenfreies Beratungsgespräch und finde heraus, welche Potenziale darauf warten, von dir erschlossen zu werden.

Peter Busse

Hallo, mein Name ist Peter Busse und ich begleite Unternehmen auf dem Weg vom professionellen Dienstleister zur einzigartigen Marke. Auf Basis identitätsgestützter und kundenzentrierter Strategien fördern wir die Lern- und Leistungsfähigkeit inhabergeführter Unternehmen. Wir erzeugen neue Freiheits- und Wirkungsgrade bei der Wertschöpfung und sorgen dafür, dass Dienstleistungsunternehmen für das gesehen und erinnert werden, was sie wirklich auszeichnet.

Seit ich denken kann, beschäftigt mich die Frage was exzellente Dienstleistung bedeutet. Seit etwa 5 Jahren bin ich als lernender Berater in strategischen und gestalterischen Kontexten unterwegs, um Antworten auf relevante Fragen zu finden. Dabei widme ich mich der übergreifenden Frage, wie eine gesunde Entwicklung von Mensch, Marke und Organisation wirksam befördert werden kann.

Ich bringe ein breites Verständnis verschiedener Themenfelder mit, um mit Empathie und Weitsicht Ergebnisse für unsere Kunden zu erzielen. Erst die Kombination aus Wissensbreite und Wissenstiefe erlaubt es uns, komplexe Zusammenhänge zu durchdringen, um strategisch und gestalterisch wirksame Entscheidungen mit und für unsere Mitarbeiter, Kunden und Partner zu treffen.

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